Über den Nutzen von Proteine, oder auch umgangssprachlich Eiweiß genannt, wird häufiger diskutiert. Bringt es tatsächlich was, wenn man sich nach dem Training einen Shake genehmigt? Oder gehts auch ohne Extraportion Protein?
Es ist nun mal so, dass die Marketingindustie im ambitionierten Hobbysportler mittlerweile ein gefundenes Opfer entdeckt hat. Und dieses Opfer ist gerne bereit, für Lebensmittel mit der extra Portion Eiweiß auch die extra Portion Geld auszugeben.
Auslöser meines Beitrags hier war mein letzter Gang zum Supermarkt.
Ich bin schon lange ein Fan von Hüttenkäse, deswegen kaufe ich ihn mir auch jede Woche. Als auf der Verpackung plötzlich “HIGH PROTEIN” stand, fragte ich mich, ob es jetzt zum guten Ton gehört, bei jedem Lebensmittel extra zu betonen, dass es Protein enthält. Um ehrlich zu sein, regte ich mich ziemlich auf deswegen. Es gibt Eiweißbrot, Proteinmüsli, Proteinjoghurt, Eiweißshakes, Proteinschokolade… die Liste kann beliebig erweitert werden. Dass mich Proteine noch nicht bis in meine Träume verfolgen, ist bis jetzt auch alles.
Proteine und Eiweiß: Was ist denn eigentlich der Unterschied?
Es gibt keinen. Ist beides dasselbe.
Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen tierischem und pflanzlichen Eiweiß. Körperzellen werden einfacher aus tierischen Proteinen gewonnen, die biologische Wertigkeit ist somit höher als bei pflanzlichen Eiweiß.
Unsere Gehirne sind also nur so groß und wir so schlau geworden, weil wir das Feuer entdeckt haben und so Fleisch zubereiten konnten. Vegetarier und Veganer finden in Nüssen und Soja eine gute Eiweißquelle (100 g Sojabohnen schaffen es auf sagenhafte 36 g Eiweiß!)
Extra Protein?
Nehmen wir mal an, du trainierst 3 – 4 die Woche. Ist es dann sinnvoll, nach dem Training einen Shake zu trinken?
Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt, 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen. Das entspricht bei 70 kg also 56 Gramm, was wiederrum ein bisschen mehr als 400 gr Vollkornnudeln sind. 400 gr Nudeln sind viel? Dabei darf man die anderen Proteinlieferanten, wie Eier, Milchprodukte, Fisch und Fleisch nicht vergessen. Hier findet man eine Liste der eiweißreichsten Lebensmitteln.
Trainiert man also nicht gerade für die Olympischen Spiele, braucht man keine zusätzlichen Eiweißshakes. Normalerweise wird der tägliche Bedarf an Proteinen bei einer ausgewogenen Ernährung absolut gedeckt. Allein Schwangere und Menschen ab 65 haben einen gering höheren Bedarf.
Doch Vorsicht: Zu viel Proteine können auch schädlich sein. Ab 2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm können Nierenschäden drohen.
Wieso sind aber Shakes, Schokocremes, Pancakes und Riegel so beliebt?
- Sie sind ratzfatz gemacht. Heute hat man nur noch selten Zeit, sich das Essen für die Arbeit oder zum Frühstück zuzubereiten. Ein Shake ist schnell zusammengemischt und dank dem Eiweiß bleibt man auch lange satt.
- Ein Proteinriegel ist besser als ein Snickers, da nimmt man auch den eher mäßigen Geschmack in Kauf. Und wer ist da am ehesten besänftigt? Genau, das Gewissen.
- Fitnessfood wird mit durchtrainierten, schlanken, gutaussehenden Menschen beworben. Ein Stück vom (Protein)Kuchen hätte doch jeder gern. Und wenn es (angeblich) hilft, warum nicht unterstützend die Produkte nutzen?
Von Proteine wird man nicht schlank, bekommt keinen Sixpack und einen riesigen Bizeps gibt’s auch nicht. Das ist harte Arbeit. Es macht auch keinen Unterschied, ob man direkt nach dem Training Proteine zu sich nimmt oder nicht. Dies wurde 2013 in der Dymatize Nutrition unterstützten Untersuchung im “Journal of the International Society of Sports Nutrition” festgestellt. Die Forscher konnten weder vor Beginn des Trainings noch danach eine Zunahme der Muskelmasse und der Kraft bei zusätzlicher Eiweißzuführung feststellen.
Ich probiere auch gerne verschiedene Supplements aus, einfach deshalb, weil es mich interessiert wie die Dinge schmecken. Der zusätzliche Gehalt an Protein ist da eher ein Bonus, und manche Sachen schmecken ja auch wirklich gut.
Und was tut man nicht alles, um das Gewissen zu beruhigen?
Was ich immer noch gerne nutze, ist Whey. Ich finde den Geschmack großartig und wenn man mal keine Zeit für’s Frühstück hat, ist das eine gute Alternative.
Fazit von dem Ganzen: Nach dem Training braucht man nicht zusätzlich noch einen Eiweißshake. Wenn es denn unbedingt Eiweiß sein muss, esst Hüttenkäse!
8 comments
🙂 gut geschrieben. Ja, das ist leider in vielen Bereichen so. Nehm die Outdoor-Händler… Verkaufe ein Umhängetäschchen für Männer und keine Sau kauf es. Verkaufe es als Tactical Molle Carrier und schon geht der Run los. Gerade bei Essen ist es aber schon krank geworden. Zum Beispiel das Zeug ohne Zucker sondern mit Süßungsmittel… ASPARTAM… Das blanke Gift. Aber jeder stopft es in sich rein, weil Light oder Diät oder Low drauf steht.
Gesund essen heißt gesund leben. Lieber mehr zahlen für Nahrungsmittel und diese ganze Chemie sein lassen. Wie du sagtest, Hüttenkäse hat genug Protein. 🙂
Finde ich auch. Das nimmt schon wirklich seltsame Züge an, bzw. was einem als “gesund” verkauft wird.
Ich bin auch der Meinung, dass man sich einfach ausgewogen ernähren sollte. Früher gings ja auch ohne diese ganzen Zusätze und mit dem richtigen Training wirst du automatisch fit und baust Muskeln auf.
Meistens haben ja die Lebensmittel die ohne Zucker angespriesen werden, sehr viel mehr Fett, umgekehrt haben die Sachen mit weniger Fett mehr Zucker. Irgenwie muss man ja den Geschmack hinkriegen. Nur wer macht sich die Mühe, immer die Nährwerte zu vergleichen? Vieles ist einfach auch mega undurchsichtig.
Tactical Molle Carrier klingt natürlich sehr viel männlicher als Umhängetasche für Männer 😀 Da könnte man noch die Sporttight als Beispiel dazu nehmen. Als Mann würde man doch keine Leggings tragen… ne Sporttight schon eher 😀
Ohje das ganze Protein Thema, ich lebe vegan und bekomme ständig zu hören, woher ich denn mein Protein bekomme…komisch wie sich das entwickelt hat. Früher hat man kaum von sowas gehört und nun plötzlich nimmt jeder Zweite Protein Pulver.
Ja finde ich auch. Als Veganer hast du so viele Eiweißalternativen, das meint man gar nicht. Und es ist kein Weltuntergang, wenn man nicht zusätzlich Eiweiß nimmt. Vielleicht sehen das irgendwann noch mehr Menschen ein 😀
Ein sehr hilfreicher Post. So habe ich noch nicht auf das Thema drauf geschaut. Ich trinke auch ab und zu einen Shake, aber im Endeffekt würde man locker auch ohne dessen Hilfe auf die Eiweißzufuhr kommen. 🙂
Wenn es mal schnell gehen soll, finde ich die Shakes echt nicht schlecht. Sie ersetzen zwar keine ganze Mahlzeit, aber man kann so zumindest bis zum Vormittag ohne knurrenden Magen auskommen 😀
Wirklich spannend. Irgendwie gehört es ja fast zum guten Ton, sobald man trainiert einen Eiweiß-Shake trinken zu “müssen”. Mir schmeckt das alles meist nicht und habe es bisher immer gelassen 😀
Liebe Grüße, Mona
Oh ja. Man könnte den Eindruck bekommen, dass nur durch einen Shake nach dem Training die Muskeln wachsen 😀
Mit dem Geschmack ist es wirklich nicht so leicht. Habe auch lange gebraucht, um das richtige Pulver zu finden… aber ich nutze es wahnsinnig selten.
Da hast du alles richtig gemacht 😀